Antrag zu Distanzierung der Exzellenzini-/Lehre Zurufkommission: Unterschied zwischen den Versionen
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+ | 1. LOMB an die eingeworbenen finanziellen Mittel orientiert | ||
+ | 2. Exzellenzini auch, verstärken sich gegenseitig | ||
− | + | daraus folgt: Bedingungen werden in dem einen Fach immer besser, in dem anderen immer schlechter, | |
− | + | 3. Universitäten setzen bei momentaner Art der ExIni und Lomb also auf finanzstarke Fächer, die wirtschafltich relevant sind, nicht auf andere | |
+ | somit Exini keine Chance darauf, auf eine gesamt-universitäre gute Lehre hinzuwirken, die Universität wird eher gespalten in Institute mit immer schlechter werdender Austattung und somit auch Lehre und immer besser werdender. | ||
+ | Stoffsammlung unten und Argumente von Martin aufgreifen. | ||
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+ | Argumente von Martin:<br> | ||
+ | #DIe Exzellenzinitiative verstärkt bestehende Ungleichheiten im Hochschulwesen (siehe Michael Hartmann) | ||
+ | #Die Exzellenzinitiative fördert ganz isoliert bestimmte Teilbereiche der Uni. Der Rest geht leer aus. Somit entsteht nicht nur in der bundesdeutschen Hochschullandschaft ein Gefälle, sondern es entstehen auch Spannungen und Konflikte innerhalb der Uni zB im "Kampf" um Räume. | ||
+ | #Die Konzepte der letzten Exzellenzinitiative wurden immernoch nicht umgesetzt. Warum? Weil sie Top-Down und Hau-Ruck im Eilverfahren durch den Senat gepeitscht wurden und nicht von einer breiten Mehrheit getragen wurden. EIn derartiges Vorgehen ist nicht nur nicht nett, sondern auch fragwürdig in seinen ERfolgsaussichten. Deswegen machen wir bei sowas nicht mit. | ||
+ | #Die bisherigen Vorschläge dieser sogenannte Kommission sind murks. In so einem Rahmen werden wir unser schönes Lehr- und Lernkonzept nicht verheizen- | ||
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− | + | Auf LVQI an der Uni eingehen, mit dem gestrichen werden soll, Zusammenhang mit LOMB und EXINI klarmachen | |
+ | Antrag zur Zurufkommission Exzellenzarbeitsgruppe Lehre.... | ||
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+ | Es gibt aber auch noch einen zweiten Grund. Man hofft, die Schwierigkeiten durch eine Aufspaltung der deutschen Universitätslandschaft in Forschungs- und Ausbildungshochschulen bewältigen zu können. Welche Rolle die Exzellenzinitiative in diesem Zusammenhang spielt, wird bislang kaum thematisiert. | ||
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+ | <br>Elite- und Massenuniversitäten | ||
+ | Es gibt exzellente Wissenschaftler und<br>„Leute, die auch gebraucht werden“, sprich eine Elite und das Fußvolk. Sein Vorgänger hat das vor zwei Jahren in seiner Begründung harter universitätsinterner Auswahlverfahren genauso ausgedrückt, als er davon sprach, dass „Elite“ und „Masse“ eben nicht zusammenpassen. | ||
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+ | <br>Die Geistes- und Sozialwissenschaften als große Verlierer<br>Die Aufspaltung der Hochschullandschaft betrifft nicht nur die Universitäten als Ganze, sie geht auch mit einer Verschiebung der Relationen zwischen den fünf großen Wissenschaftsgebieten (Geistes-, Sozial-, Ingenieur- und Naturwissenschaften<br>sowie Medizin) einher. Seit die Ergebnisse der ersten Runde des Exzellenzwettbewerbs<br>veröffentlicht worden sind, herrscht unter den Geistes- und Sozialwissenschaftlern<br>Enttäuschung bis Entsetzen. Die Bilanz ist ernüchternd. Ein einziges Projekt<br>mit erkennbar geisteswissenschaftlichem Schwerpunkt hat bei den Exzellenzclustern<br>die erste Runde überstanden, und mit gutem Willen zählen bestenfalls vier<br>von insgesamt 41 ausgewählten Clustern zum weiteren Bereich der Geistes- und Sozialwissenschaften.<br>Über ein Drittel der im ersten Durchlauf positiv bewerteten<br>Cluster entfällt demgegenüber auf die Medizin und jeweils ein gutes Viertel auf die<br>Natur- und Ingenieurwissenschaften. Die Verteilung derMittel ist damit noch deutlich<br>ungleichgewichtiger als in den Hochschuletats, wo die Geistes- und Sozialwissenschaften<br>schon jetzt massiv benachteiligt sind. Sie bekommen, obwohl bei ihnen<br>ungefähr doppelt so viele Studierende eingeschrieben sind wie in den Natur- und<br>Ingenieurwissenschaften, nur halb so viel Geld. Im Exzellenzwettbewerb ist es nicht<br>einmal mehr ein Fünftel.<br>Im Nachhinein entlarven sich Aussagen des Wissenschaftsrats und der DFG, die<br>der Beruhigung skeptischer Geistes- und Sozialwissenschaftler dienen sollten, als<br>weitgehend folgenloses Gerede. Was nützt es, wenn unmittelbar vor der Entscheidung<br>von der Koordinatorin der DFG für die Exzellenzcluster mitgeteilt wird, dass<br>man angenehm überrascht sei von der hohen Zahl der Antragsskizzen aus den Geisteswissenschaften,<br>(insgesamt immerhin ein Viertel der 157 Anträge), und auch besonders<br>stolz, weil der DFG immer vorgeworfen werde, „die Geisteswissenschaften<br>bei der Förderung von Drittmitteln im Vergleich zu anderen Disziplinen zu vernachlässigen“.<br>Letztlich bestätigt die Entscheidung ja diesen Eindruck. Es ist genau das<br>eingetreten, was die Skeptiker befürchtet haben. In der zweiten Förderlinie spielen<br>die Geistes- und Sozialwissenschaften kaum eine Rolle. Die zweiWochen später veröffentlichte<br>Erklärung des Wissenschaftsrats, die „Stärkung der Geisteswissenschaften<br>in den Universitäten“ sei sein „zentrales Anliegen“, ändert daran aber nichts. Sie<br>bleibt ein Lippenbekenntnis. | ||
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+ | <br>Die Exzellenzinitiative – ein Paradigmenwechsel 451 | ||
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+ | .<br>LOMB einsehen! | ||
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− | Dasselbe gilt auch mit Blick auf die einzelnen Fachdisziplinen. Von gleichen<br>Chancen kann auch hier nicht die Rede sein. Dafür haben die Kriterien des Exzellenzwettbewerbs<br>schon gesorgt. Die in der Bund-Länder-Vereinbarung als entscheidend<br>geforderte „internationale Sichtbarkeit“ lässt sich in den Natur- und Ingeni-<br>Die Exzellenzinitiative – ein Paradigmenwechsel 455<br>3 In der jüngsten Untersuchung des CHE zu den Studiengebühren in Deutschland lautet<br>eines der zentralen Bewertungskriterien denn auch, dass den Hochschulen möglichst viel<br>Spielraum zur Gestaltung der Studiengebühren eingeräumt werden müsse, um „so unter<br>den Hochschulen Wettbewerb und Profilierung fördern“ zu können. Als „Best Law“ gilt<br>dem CHE dementsprechend, wenn die Landessregierungen die Entscheidung über die Erhebung<br>und Höhe von Studiengebühren den einzelnen Hochschulen ohne jede Vorbedingung<br>überlassen (Müller et al. 2006, S. 6, 14).<br>eurwissenschaften sowie der Medizin, in denen internationale Großprojekte alltäglich<br>sind, in denen weltweit bekannte Preise (wie vor allem der Nobelpreis) vergeben<br>werden und in denen die nationale Sprache und Kultur keine oder allenfalls eine<br>sehr untergeordnete Rolle spielen, sehr viel leichter herstellen als in den Geistes- und<br>Sozialwissenschaften. | + | Dasselbe gilt auch mit Blick auf die einzelnen Fachdisziplinen. Von gleichen<br>Chancen kann auch hier nicht die Rede sein. Dafür haben die Kriterien des Exzellenzwettbewerbs<br>schon gesorgt. Die in der Bund-Länder-Vereinbarung als entscheidend<br>geforderte „internationale Sichtbarkeit“ lässt sich in den Natur- und Ingeni-<br>Die Exzellenzinitiative – ein Paradigmenwechsel 455<br>3 In der jüngsten Untersuchung des CHE zu den Studiengebühren in Deutschland lautet<br>eines der zentralen Bewertungskriterien denn auch, dass den Hochschulen möglichst viel<br>Spielraum zur Gestaltung der Studiengebühren eingeräumt werden müsse, um „so unter<br>den Hochschulen Wettbewerb und Profilierung fördern“ zu können. Als „Best Law“ gilt<br>dem CHE dementsprechend, wenn die Landessregierungen die Entscheidung über die Erhebung<br>und Höhe von Studiengebühren den einzelnen Hochschulen ohne jede Vorbedingung<br>überlassen (Müller et al. 2006, S. 6, 14).<br>eurwissenschaften sowie der Medizin, in denen internationale Großprojekte alltäglich<br>sind, in denen weltweit bekannte Preise (wie vor allem der Nobelpreis) vergeben<br>werden und in denen die nationale Sprache und Kultur keine oder allenfalls eine<br>sehr untergeordnete Rolle spielen, sehr viel leichter herstellen als in den Geistes- und<br>Sozialwissenschaften. |
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+ | Auch lässt sich die in derselben Vereinbarung als wichtige Voraussetzung<br>angeführte „wirtschaftliche Relevanz“ von ihnen ungleich einfacher<br>nachweisen. | ||
+ | <br>Wenn der Historiker Ulrich Herbert, einer der Geisteswissenschaftler in der<br>Kommission, im Tagesspiegel vom 27. Januar 2005 offen sagt, die Exzellenzinitiative<br>sei „nicht der Ort, an dem die Stärken der Geisteswissenschaften sichtbar werden“,<br>und gleichzeitig ihre Leistungsfähigkeit im internationalen Vergleich mit den<br>Worten rühmt, „nirgendwo in der Welt ist die Dichte und Qualität der Fächergruppe<br>so hoch wie in Deutschland“, dann wird eines deutlich: die Geistes- wie auch die<br>Sozialwissenschaften sind nicht an ihrer mangelnden Qualität gescheitert, sondern<br>an den strukturellen Vorgaben des gesamten Wettbewerbs. Der öffentliche Anspruch<br>der Initiative, bei ihr gehe es ausschließlich um die Leistung und um nichts<br>anderes, entspricht offensichtlich nicht der Realität, denn niemand kann ernsthaft<br>behaupten, die medizinische Forschung hierzulande sei mehr als dreimal | ||
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Winnacker spricht in seiner<br>Rede von Forschungsergebnissen als Produkten, „die sich an einem Markt bewähren<br>müssen“ (Winnacker 2006, S. V) – führen in jeder Hinsicht in die Irre. Wissenschaftliche<br>Konkurrenz ist nicht vergleichbar mit der Konkurrenz zwischen Unternehmen<br>und wissenschaftliche Erkenntnisse sind keine Waren, die sich wie Autos<br>oder Fernseher auf einem Markt verkaufen lassen müssen. Als generelles Fazit bleibt:<br>Die Exzellenzinitiative kann die realen Probleme an denHochschulen durch die ihr<br>zuteil werdende mediale Aufmerksamkeit allenfalls kaschieren, einen Beitrag zu ihrer<br>Lösung bietet sie nicht. Sie wird die Probleme sogar noch verschärfen. | Winnacker spricht in seiner<br>Rede von Forschungsergebnissen als Produkten, „die sich an einem Markt bewähren<br>müssen“ (Winnacker 2006, S. V) – führen in jeder Hinsicht in die Irre. Wissenschaftliche<br>Konkurrenz ist nicht vergleichbar mit der Konkurrenz zwischen Unternehmen<br>und wissenschaftliche Erkenntnisse sind keine Waren, die sich wie Autos<br>oder Fernseher auf einem Markt verkaufen lassen müssen. Als generelles Fazit bleibt:<br>Die Exzellenzinitiative kann die realen Probleme an denHochschulen durch die ihr<br>zuteil werdende mediale Aufmerksamkeit allenfalls kaschieren, einen Beitrag zu ihrer<br>Lösung bietet sie nicht. Sie wird die Probleme sogar noch verschärfen. |
Version vom 9. August 2010, 14:36 Uhr
ACHTUNG ALLES NOCH NICHT FERTIG; MACHE ICH NACHHER WEITER................
1. LOMB an die eingeworbenen finanziellen Mittel orientiert
2. Exzellenzini auch, verstärken sich gegenseitig
daraus folgt: Bedingungen werden in dem einen Fach immer besser, in dem anderen immer schlechter,
3. Universitäten setzen bei momentaner Art der ExIni und Lomb also auf finanzstarke Fächer, die wirtschafltich relevant sind, nicht auf andere
somit Exini keine Chance darauf, auf eine gesamt-universitäre gute Lehre hinzuwirken, die Universität wird eher gespalten in Institute mit immer schlechter werdender Austattung und somit auch Lehre und immer besser werdender.
Stoffsammlung unten und Argumente von Martin aufgreifen.
Argumente von Martin:
- DIe Exzellenzinitiative verstärkt bestehende Ungleichheiten im Hochschulwesen (siehe Michael Hartmann)
- Die Exzellenzinitiative fördert ganz isoliert bestimmte Teilbereiche der Uni. Der Rest geht leer aus. Somit entsteht nicht nur in der bundesdeutschen Hochschullandschaft ein Gefälle, sondern es entstehen auch Spannungen und Konflikte innerhalb der Uni zB im "Kampf" um Räume.
- Die Konzepte der letzten Exzellenzinitiative wurden immernoch nicht umgesetzt. Warum? Weil sie Top-Down und Hau-Ruck im Eilverfahren durch den Senat gepeitscht wurden und nicht von einer breiten Mehrheit getragen wurden. EIn derartiges Vorgehen ist nicht nur nicht nett, sondern auch fragwürdig in seinen ERfolgsaussichten. Deswegen machen wir bei sowas nicht mit.
- Die bisherigen Vorschläge dieser sogenannte Kommission sind murks. In so einem Rahmen werden wir unser schönes Lehr- und Lernkonzept nicht verheizen-
Auf LVQI an der Uni eingehen, mit dem gestrichen werden soll, Zusammenhang mit LOMB und EXINI klarmachen
Antrag zur Zurufkommission Exzellenzarbeitsgruppe Lehre....
Es gibt aber auch noch einen zweiten Grund. Man hofft, die Schwierigkeiten durch eine Aufspaltung der deutschen Universitätslandschaft in Forschungs- und Ausbildungshochschulen bewältigen zu können. Welche Rolle die Exzellenzinitiative in diesem Zusammenhang spielt, wird bislang kaum thematisiert.
Elite- und Massenuniversitäten
Es gibt exzellente Wissenschaftler und
„Leute, die auch gebraucht werden“, sprich eine Elite und das Fußvolk. Sein Vorgänger hat das vor zwei Jahren in seiner Begründung harter universitätsinterner Auswahlverfahren genauso ausgedrückt, als er davon sprach, dass „Elite“ und „Masse“ eben nicht zusammenpassen.
Die Geistes- und Sozialwissenschaften als große Verlierer
Die Aufspaltung der Hochschullandschaft betrifft nicht nur die Universitäten als Ganze, sie geht auch mit einer Verschiebung der Relationen zwischen den fünf großen Wissenschaftsgebieten (Geistes-, Sozial-, Ingenieur- und Naturwissenschaften
sowie Medizin) einher. Seit die Ergebnisse der ersten Runde des Exzellenzwettbewerbs
veröffentlicht worden sind, herrscht unter den Geistes- und Sozialwissenschaftlern
Enttäuschung bis Entsetzen. Die Bilanz ist ernüchternd. Ein einziges Projekt
mit erkennbar geisteswissenschaftlichem Schwerpunkt hat bei den Exzellenzclustern
die erste Runde überstanden, und mit gutem Willen zählen bestenfalls vier
von insgesamt 41 ausgewählten Clustern zum weiteren Bereich der Geistes- und Sozialwissenschaften.
Über ein Drittel der im ersten Durchlauf positiv bewerteten
Cluster entfällt demgegenüber auf die Medizin und jeweils ein gutes Viertel auf die
Natur- und Ingenieurwissenschaften. Die Verteilung derMittel ist damit noch deutlich
ungleichgewichtiger als in den Hochschuletats, wo die Geistes- und Sozialwissenschaften
schon jetzt massiv benachteiligt sind. Sie bekommen, obwohl bei ihnen
ungefähr doppelt so viele Studierende eingeschrieben sind wie in den Natur- und
Ingenieurwissenschaften, nur halb so viel Geld. Im Exzellenzwettbewerb ist es nicht
einmal mehr ein Fünftel.
Im Nachhinein entlarven sich Aussagen des Wissenschaftsrats und der DFG, die
der Beruhigung skeptischer Geistes- und Sozialwissenschaftler dienen sollten, als
weitgehend folgenloses Gerede. Was nützt es, wenn unmittelbar vor der Entscheidung
von der Koordinatorin der DFG für die Exzellenzcluster mitgeteilt wird, dass
man angenehm überrascht sei von der hohen Zahl der Antragsskizzen aus den Geisteswissenschaften,
(insgesamt immerhin ein Viertel der 157 Anträge), und auch besonders
stolz, weil der DFG immer vorgeworfen werde, „die Geisteswissenschaften
bei der Förderung von Drittmitteln im Vergleich zu anderen Disziplinen zu vernachlässigen“.
Letztlich bestätigt die Entscheidung ja diesen Eindruck. Es ist genau das
eingetreten, was die Skeptiker befürchtet haben. In der zweiten Förderlinie spielen
die Geistes- und Sozialwissenschaften kaum eine Rolle. Die zweiWochen später veröffentlichte
Erklärung des Wissenschaftsrats, die „Stärkung der Geisteswissenschaften
in den Universitäten“ sei sein „zentrales Anliegen“, ändert daran aber nichts. Sie
bleibt ein Lippenbekenntnis.
Die Exzellenzinitiative – ein Paradigmenwechsel 451
.
LOMB einsehen!
Dasselbe gilt auch mit Blick auf die einzelnen Fachdisziplinen. Von gleichen
Chancen kann auch hier nicht die Rede sein. Dafür haben die Kriterien des Exzellenzwettbewerbs
schon gesorgt. Die in der Bund-Länder-Vereinbarung als entscheidend
geforderte „internationale Sichtbarkeit“ lässt sich in den Natur- und Ingeni-
Die Exzellenzinitiative – ein Paradigmenwechsel 455
3 In der jüngsten Untersuchung des CHE zu den Studiengebühren in Deutschland lautet
eines der zentralen Bewertungskriterien denn auch, dass den Hochschulen möglichst viel
Spielraum zur Gestaltung der Studiengebühren eingeräumt werden müsse, um „so unter
den Hochschulen Wettbewerb und Profilierung fördern“ zu können. Als „Best Law“ gilt
dem CHE dementsprechend, wenn die Landessregierungen die Entscheidung über die Erhebung
und Höhe von Studiengebühren den einzelnen Hochschulen ohne jede Vorbedingung
überlassen (Müller et al. 2006, S. 6, 14).
eurwissenschaften sowie der Medizin, in denen internationale Großprojekte alltäglich
sind, in denen weltweit bekannte Preise (wie vor allem der Nobelpreis) vergeben
werden und in denen die nationale Sprache und Kultur keine oder allenfalls eine
sehr untergeordnete Rolle spielen, sehr viel leichter herstellen als in den Geistes- und
Sozialwissenschaften.
Auch lässt sich die in derselben Vereinbarung als wichtige Voraussetzung
angeführte „wirtschaftliche Relevanz“ von ihnen ungleich einfacher
nachweisen.
Wenn der Historiker Ulrich Herbert, einer der Geisteswissenschaftler in der
Kommission, im Tagesspiegel vom 27. Januar 2005 offen sagt, die Exzellenzinitiative
sei „nicht der Ort, an dem die Stärken der Geisteswissenschaften sichtbar werden“,
und gleichzeitig ihre Leistungsfähigkeit im internationalen Vergleich mit den
Worten rühmt, „nirgendwo in der Welt ist die Dichte und Qualität der Fächergruppe
so hoch wie in Deutschland“, dann wird eines deutlich: die Geistes- wie auch die
Sozialwissenschaften sind nicht an ihrer mangelnden Qualität gescheitert, sondern
an den strukturellen Vorgaben des gesamten Wettbewerbs. Der öffentliche Anspruch
der Initiative, bei ihr gehe es ausschließlich um die Leistung und um nichts
anderes, entspricht offensichtlich nicht der Realität, denn niemand kann ernsthaft
behaupten, die medizinische Forschung hierzulande sei mehr als dreimal
Winnacker spricht in seiner
Rede von Forschungsergebnissen als Produkten, „die sich an einem Markt bewähren
müssen“ (Winnacker 2006, S. V) – führen in jeder Hinsicht in die Irre. Wissenschaftliche
Konkurrenz ist nicht vergleichbar mit der Konkurrenz zwischen Unternehmen
und wissenschaftliche Erkenntnisse sind keine Waren, die sich wie Autos
oder Fernseher auf einem Markt verkaufen lassen müssen. Als generelles Fazit bleibt:
Die Exzellenzinitiative kann die realen Probleme an denHochschulen durch die ihr
zuteil werdende mediale Aufmerksamkeit allenfalls kaschieren, einen Beitrag zu ihrer
Lösung bietet sie nicht. Sie wird die Probleme sogar noch verschärfen.